Critical Mass Siegen – Wie Fahrradfahrer um ihre Rechte kämpfen
Hinter mir hupen Autos, versuchen genervt zu überholen, scheren immer wieder hinter mir ein. Wenn sie doch vorbeikommen ernte ich böse Blicke und Kommentare. Als Minderheit habe ich es als Radfahrer auf Siegen’s Straßen nicht leicht und es gibt kaum Verständnis dafür, dass ich auch Rechte als Verkehrsteilnehmer habe. Fahrten über die Landstraßen werden oft zu einem lebensgefährlichen Unterfangen, aber auch im Innenstadtverkehr scheint man nur zu stören. Gut, dass es in Siegen schon einige gut ausgebaute Radwege parallel zu den Hauptachsen gibt, die Fahrradfahrer schützend am Verkehr vorbeileiten. Doch irgendwann muss man auch die verlassen, wenn man zum Einkaufen, zur Schule, zur Arbeit oder nach Hause abbiegen muss.
Wir Fahrräder möchten sicher unterwegs sein können. Unsere Straßen und Städte sollten so ausgebaut sein, dass ein friedliches Miteinander möglich ist. Dafür brauchen wir eine Kritische Masse (engl. Critical Mass), denn erst dann werden wir als gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer wahrgenommen und gehört. Weltweit gibt es regelmäßige Veranstaltungen, bei denen sich Radfahrer zusammenschließen und als Kritische Masse im Straßenverkehr auf ihr Minderheitendasein aufmerksam machen. In Siegen trifft man sich immer am 1. Donnerstag im Monat 17:30 am Kölner Tor um dann gemeinsam eine kleine Strecke zu radeln.
Als wir am 05. Sept. mit einer Gruppe von etwa 30 Fahrradfahrern, STVO-konform in Siegen unterwegs waren, wurden wir jäh von der Polizei gestoppt und am weiter fahren gehindert. Statt friedlich und umweltfreundlich durch die Stadt zu fahren, wurden wir mit einer Anzeige wegen Nötigung konfrontiert und mussten unsere Personalien angeben. Vorbei war die Radtour. Nach der StVO dürfen Radgruppen ab 16 Personen einen geschlossenen Verband bilden und somit zweireihig fahren, eine ganze Spur einnehmen und gemeinsam über die Ampel fahren. Zudem werden sie von der Radwegbenutzungspflicht entbunden. Scheinbar gehen viele Autofahrer davon aus, dass ihnen allein die Straße gehört und sie das Recht haben so schnell wie möglich durch die Stadt zu kommen?
Möglicherweise war auch die Polizei mit der veränderten Verkehrssituation überfordert, weswegen sie uns von der Straße geholt hatte. So werden wir Radfahrer nicht nur durch die schwierige Straßensituation, sondern auch durch die Polizei in unserer Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Hier muss die Politik unbedingt eingreifen und die Rechte und die Sicherheit der Fahrradfahrer viel mehr schützen. Wir werden nicht aufhören mit dem Rad durch die Stadt zu fahren. Denn Radfahrer bewegen sich umweltfreundlich und schonen unsere natürlichen Ressourcen.
Das ist gut für Siegen!